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Wir haben keine zweite Welt im Kofferraum

Der nachfolgende Text ist teilweise in der WELT als Gastkommentar („Mein Freund, ein Fremder“) und im SPIEGEL als Leserbrief erschienen.

Verfassungs-TÜV für Muslime

Von Raimund Pousset

Der 11. September hat viel bewegt und bewirkt. Ein Datum, dem wir niemals mehr die Jahreszahl hinzu fügen müssen. Es sind nicht nur die kalt lächelnd und zu oft bejubelt hingeschlachteten Menschen, die uns zutiefst bewegt haben. Es ist im Kern die Angst vor der Fragilität unserer demokratischen Gesellschaft, die in unseren Herzen explodierte und sich jetzt als Milzbrand ausbreitet. Mein Sicherheitsgefühl ist im Zentrum zerstört, weil jeder Nachbar ein Schläfer sein kann und der Messeturm, Raunheim oder Biblis mein Grab. Ich fühle die Verwundbarkeit eine Gesellschaft, die fanatischem Terror scheinbar wenig entgegenzusetzen hat _ außer Bomben. Doch Bomben und auch dieses gelbverpackte Brot versorgen den circulus vitiosus der Gewalt und Gegengewalt nur weiter mit Nahrung. Für viele aber hat eine Bewegung zum trotzigen „Jetzt-erst-recht“, aber auch zur wehrhaften Demokratie stattgefunden, die nicht in Angst und Bomben stecken bleiben will. Die etwas tun will, die aus Sorge um unsere Kultur christlich-abendländische Werte verteidigen will - vielleicht erstmals bewusst und auch ohne unbedingt einer der Kirchen anzugehören oder religiös zu sein. Einstehen für eine Kultur, die selbst so viele Schattenseiten aufzuweisen hatte und noch hat. Der durchaus und zu Recht umstrittene „Otto-Katalog“ ist Ausdruck dieser Geisteshaltung, denn auch Toleranz ist einer dieser hohen Werte. Und Bürgerfreiheit. Dieses Zusammenrücken und Tritt fassen hat der 11. September auch bewirkt.

Mein muslimischer Freund: Ich sah Dich kürzlich im Fernsehen in einer Diskussionsrunde zum Terroranschlag in New York. Du klagtest beredt über den Westen, wo Du studiert hast, wo wir Freunde wurden. Wo Du gelernt hast, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen. Wie oft haben wir uns bei Rotwein die Köpfe heißgeredet: über Israel, das Öl, den Terrorismus oder die Frauenfrage. Du warst irgendwie "westlich" und mein Freund. Deswegen habe ich nichts von Deinen tieferen Seelenschichten bemerkt. Du bist mir in Deinem wirklichen Wesen entgangen. Glücklicherweise bist Du kein Schläfer, aber Du zeigst Verständnis für den saudi-arabischen Rachegott in Afghanistan. Tausendfaches Leid sind Dir hinzunehmende Kollateralschäden. Schäden, die Moslems in Palästina oder dem Irak seit Jahrzehnten kennten und erlitten, konterst Du. Nun habe es eben auch die USA getroffen, endlich ins Herz. Analysierst Du kühl. Es ist, als seiest Du ein anderer.

Seit Jahrzehnten träfen Euch die Demütigungen des Westens hart, sagst Du. Das sündige Lotterleben der Coca-Cola-Kultur verderbe den reinen Islam, die amerikanischen Stiefel auf saudischem Wüstenboden beschmutzen Deine Würde seit langem. Die heiligen Stätten seien von Ungläubigen entweiht. Das verlange Widerstand, verlange Aufruhr, verlange Mut. Deine verlorene Würde brenne wie eine Wunde, sagst Du. Selbst Euer Öl könne diese Wunde nicht heilen. Das Öl, vor dem viele Völker der Dritten Welt zittern. Das Öl, das viele von Euch fett gemacht hat. Schaut auf euch selbst, so wie es als einer der wenigen muslimischen Intellektuellen der Sudanese Hashem Hassan in der Londoner arabischen Tageszeitung Al-Quds-Al-Arabi tut: „Den Westen als den Teufel zu beschimpfen ist Propaganda, die unsere fanatische islamische Jugend bloß in menschliche Raketen verwandelt hat. Eine Jugend, die mit voller Absicht friedliche Zivilisten ermordet, so dass wir jetzt den Israelis gleichen: Opfer, die zu Henkern wurden.“ Nachdenkliche Worte, die da einer findet.

Wenn denn Unrecht geschieht bei Euch, und es geschieht, dann wende Dich doch an die, die Unrecht tun. Du findest sie in noblen Palästen und im Beduinenzelt, bei Edelhuren in teuren Hotels und am Spieltisch von Nizza. Sie tragen goldene Rolex-Uhren. Was wollt Ihr denn von mir, dass Ihr Eure Würde wiedererhaltet? Cordoba zurück und einen Sieg in der Schlacht am Kahlen Berg? Der sture Blick auf die Kolonialgeschichte verhindert eine hellsichtige Erkenntnis, wie sie der schon genannte Hashem Hassan äußert: „Seht, was wir aus unserem freien Willen gemacht haben! Wir versanken an dem Tag in einem Sumpf aus Korruption, ökonomischem Rückstand und Bürgerkriegen, als wir unsere Demokratie und das Recht auf Freiheit verloren, obwohl unsere Mütter uns als freie Menschen geboren haben.“ Ich frage mich, was Deine islamischen Freunde für Menschen sind. Wie wurden sie erzogen, dass Frauen und Kinder und Männer so viel Hass empfinden? Ist es die Würde, die Dir, Sohn einer gestürzten Großmacht, von westlichen Kolonialmächten genommen wurde? Soll sich der Italiener, einst stolzer Römer, seine verlorene Würde wiederholen? Oder der Azteke? Wie soll das der Aborigine tun? Wie der Mau-Mau-Kämpfer, wie der Portugiese?

Eure Lebensart, zu denken und zu fühlen, ist mir oft fremd und unheimlich. Meinst Du, meine Frau, die ihren Körper liebt, soll in  der Burka verhüllt wie eine Nebelkrähe gehen? Soll ich mir fanatisch die Stirn blutig schlagen und im Dschihad sterben wollen? Das haben unsere Vorväter, die Flagellanten, auch getan. Aber ich muss das nicht mehr tun, ich habe die Kraft, frei zu sein! Ich lebe gern und ließe Dich auch zu gerne leben. Nur - Dein fanatisch-größenwahnsinniger Beglücker will auch mir an den Hals. Dabei ist es Euch egal, ob Ihr umkommt! Denn Ihr liebt das Leben nicht wirklich. Kismet - wer stirbt, erwacht im Paradies. Als die Selbstmordkommandos ihre hilflose Menschenfracht in die Towers rasen ließen, was waren da ihre letzten Gefühle? War Gott da groß? Was seid Ihr für Menschen?

Wer von den islamischen Intellektuellen, Mullahs und Imams macht sich auf und klärt, was es mit Eurer Würde auf sich hat? Haben nicht alle Menschen eine Würde? Alle Reformer und kritischen Schriftsteller wurden aus ihren Heimatländern vertrieben, ausgestoßen, von der anmaßenden Fatwa verfolgt. Sie haben sicheren Unterschlupf bei uns Ungläubigen gefunden. Die Aufklärung ist im Exil. Ihr seid mental noch im Mittelalter. Aber so weit muss ich gar nicht zurückgehen. Ihr lebt Euren kollektiven Wahn, wie bei uns im Dritten Reich, aus. Klaus Mann, Adorno und Horkheimer haben uns die "autoritäre Persönlichkeit" und "den Untertan" gezeichnet. Das ist unsere Geschichte, die wir ein gut Stück überwunden haben. Aber weißt Du auch von Euch, was ich von uns weiß? Wo ist Eure Studentenbewegung, wo sind Eure Friedensmärsche? An welcher islamischen Universität wird etwas über das Unbewusste, narzisstische Kränkungen, selektives Wahrnehmen, Projektionen und Feindbilder gelehrt? Wo werden die psychologischen Instrumente, die zur menschlichen Selbsterkenntnis befähigen, entwickelt und bereitgestellt? In welchem Freitagsgebet wird das den meist analphabetischen Massen nahe gebracht, wo werden Gefühle reflektiert? Wo werden die Bücher von Bassam Tibi (außer in Indonesien) in die Landessprache oder gar Arabisch übersetzt? Ich kenne nur aufhetzende Schaukelgebete der Frommen, Verschwörungstheorien, wahn- und wutverzerrte Gesichter auf Kriegstreiberdemonstrationen, verbrannte Banner und Puppen. Wir wollen jetzt nichts mehr wissen über Panzer und Petroleum, Knechte und Kolonialherren, Geschichte und Grenzen. Wir wollen wissen, wer Ihr wirklich seid! Wie erzieht Ihr Eure Kinder, dass sie Hassparolen skandieren und freiwillig in den Märtyrertod gehen wollen? Was macht Ihr mit ihnen, und was haben sie mit Dir gemacht, mein Freund? Was ist mit Dir geschehen, dass Du jetzt umgeschwenkt bist zu den tieferen Schichten Deiner Seele?!

Der schon genannte Hashem Hassan spricht mutig, aber vorsichtig von Fehlern in der Erziehung von muslimischen Terroristen. Wie man ein hasserfüllter Kamikaze-Flieger wird, erklärt er nicht: „Bin Laden ist kein Stiefsohn des abendländischen Hegemonismus´, sondern der legitime Sohn arabisch-muslimischer Ohnmacht. Er ist völlig unser leibliches Kind, das wir - die Vordenker der panarabischen Idee - in unserer Starrheit geboren haben. Wir haben unsere Heimat und unser Volk so weit untergraben, dass wir zur leichten Beute amerikanischer, israelischer und anderer fremder Interessen wurden. Es wäre besser, wir würden zu unserer Vaterschaft stehen und die Fehler in unserer Erziehung erkennen. Unser grundlegender Erziehungsfehler ist, dass wir aus unserer Gesellschaft, aus unseren Schulen und Medien Freiheit und Wissen ausschlossen und damit die Möglichkeit nahmen, aus Fehlern zu lernen.“

Ich kann den 11. September nicht vergessen, es ist zudem mein Geburtstag. Ich sehe amerikanische und eigene Fehler, aber auch - und Du siehst es nicht - die Bluthunde im Iran und den Skorpion in der libyschen Wüste und die stille Natter in Afghanistan. Du siehst Heldentum wo Hohlheit ist, Verantwortung wo Verblendung lebt und den Messias statt einer Maulhure. Verzeih, dass ich einige Deiner pathetischen Sprachbilder gebrauche, die oft lächerlich und hohl auf mich wirken. Viele aufrechte Demonstranten bei uns glauben noch immer an Eure Ethik, an das Gute im "wahren" Islam. Was, wenn da nichts wäre? Wenn, wo wir Mitleid sitzen haben, nur weinerliches Selbstmitleid säße? Salam Rushdie hat kürzlich vor diesem naiven Glauben an den (theoretisch) friedlichen Islam gewarnt, weil die Praxis eine andere Sprache spreche. Wir alle müssen uns an unseren Früchten messen lassen und nicht an heiligem Papier.

Interessiert Dich eigentlich der Schaden, den Du bei mir angerichtet hast? Noch vor einem Jahr habe ich für den Moscheenbau im Nachbarort plädiert. Und jetzt? Vor das Verbrecherfoto von Atta schiebt sich mein inneres Bild von Attila. Sicher ist es besser, wenn Europa am Bosporus endet. Ich kann und will nicht mehr Dein Freund sein. Du und ich, wir waren die Brückenköpfe der Vernunft. Die Brücke zwischen uns ist zerstört. Wer soll sie bloß - nach New York und alledem - wieder aufbauen? Vielleicht die reformbereiten Muslime, die allen Terror ebenso wie wir ablehnen? Es ist jetzt an der Zeit, dass wir nachdenken über unsere naive Toleranz, die Leute Deines Schlages lachend zur Verbreitung ihrer Ideen benutzt haben. Islamisten, diese geistigen oder gar aktiven Handlanger des Terrors, können keine Deutschen werden, wir wollen sie hier nicht haben. Deshalb brauchen wir einen Verfassungs-TÜV.

In der Ablehnung des Terrorismus sitzen wir mit den meisten Muslimen solange in einem Boot, wie es um die Verdammung des Terrorismus durch Islamisten geht. Diese Muslime bedauern es durchaus nicht, wenn der „Kalif von Köln“ dahin geschickt wird, wo der Pfeffer wächst. Denn der „Krieg der Kulturen“ findet (noch) nicht statt. Nun aber kommt der schwierigere Scheidungsprozess auf uns zu, der mitten durch unsere Gesellschaft läuft. Wir müssen nach dieser Sollbruchstelle suchen und um unserer eigenen Sicherheit und um unseres politischen Selbstbewusstseins willen die Trennung zu allen Anti-Demokraten, die Aufnahme in unsere Gesellschaft begehren, möglich machen.  Wir müssen deutlich unterscheiden zwischen demokratischen Moslems und dem fundamentalistischen Islam, der radikal anti-demokratisch ist, auch ohne terroristisch zu sein. Demokratische Moslems sind natürlich schwerer zu finden. Ihre Anzahl ist auch kleiner, weil dem noch im Mittelalter steckenden Islam vier wichtige Ereignisse bzw. Prozesse fehlen: ein Luther, die Aufklärung, die bürgerliche Revolution und die Studentenbewegung. Auch findet sich im Koran keine Stelle, die fordert, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist. Da wir de facto ein Einwanderungsland sind und es aus demographischen Gründen sicher bald auch offiziell sein werden (auch wenn das manchem nicht gefallen mag), müssen wir unsere Spielregeln offen legen, unter denen wir Fremde willkommen heißen wollen. Es finden sich genügend Reform-Moslems und verständige Muslime in unseren Reihen zum Gespräch. Sprechen wir mit ihnen. Im Friseursalon oder Gemüseladen, am Krankenbett, im Studio oder im Uni-Seminar. Gelingt dieses Gespräch nicht, wird es tatsächlich zum „clash of civilizations“ kommen.

Kein Staat der Welt gewährt aus gutem Grund dem Einbürgerungswilligen Gastrecht zu den Bedingungen des Gastes. Als Beispiel lassen sich besonders viele islamischen Staaten selbst nennen, die dem Gast (meist schon dem Besucher) bis in den persönlichen Bereich hinein penible Vorschriften machen und drakonische Strafen androhen: auf Sex mit einer Muslimin steht die Todesstrafe, auf Alkoholgenuss Gefängnis und auf Diebstahl das Handabhacken. Jede Missionierung endet im Steinhagel der „Gläubigen“. Und die Christengemeinden in moslemischen Ländern leiden erbärmlich. Damit das Gastrecht bei uns nicht missbraucht und geradezu umgekehrt wird und statt Integration eine Ghettoisierung erfolgt, wären zentrale demokratische Essentials von jedem Einbürgerungswilligen zu beeiden und nicht nur ganz allgemein auf die Verfassung zu schwören. Bei einem Besuch in einer Moschee wurde mir ohne jede Scham deutlich erklärt, dass die Scharia selbstverständlich über dem Grundgesetz stehe. Und auf meinen Einwand, dass ich dann eine Einbürgerung ablehne und Angst vor solchen Positionen hätte mit Verständnislosigkeit reagiert. Unwahre Angaben oder zuwiderlaufendes Verhalten hätten strafrechtliche Konsequenzen, die in einem eigenen Gesetz zum „Einbürgerungsbetrug“ zu regeln wären - bei Doppelstaatlern bis hin zur Ausweisung. Dabei wäre als Voraussetzung wie bisher auch gute deutsche Sprachfähigkeit in einem Test nachzuweisen. Die eigene Sprache könnte als 2. Fremdsprache gelten. Erst wenn wir den folgenden Katalog, eine bewusst gesetzte Sollbruchstelle, verabschiedet haben, haben wir Klarheit erzielt über das, was wir wollen _ Klarheit sowohl uns selbst als auch dem Fremden gegenüber.

1.        Die Trennung von Kirche und Staat wird in unserem laizistisch-demokratischen Staat unabhängig von bei uns möglicherweise bestehenden Widersprüche bejaht. Religiöse Fragen werden davon nicht berührt. Die Religionsmündigkeit vom 14. Geburtstag an wird ausdrücklich anerkannt. Der Religions- oder Ethikunterricht richtet sich nach den Regeln der einzelnen Bundesländern.

2.        Der unbedingte Vorrang des Grundgesetzes und der allgemeinen Menschenrechte vor der Scharia wird anerkannt.

3.        Die Weiterverbreitung der Lehre des Islam mit dem Endziel der Bekehrung (Umma) wird nicht weiter verfolgt. Ein Religionswechsel wird wechselseitig toleriert.

4.        Der heilige Krieg (Djihad) als politische Maßnahme wird nicht unterstützt und jede Form von Terrorismus als Mittel zum Zweck abgelehnt.

5.        Die Fatwa wird als undemokratisches Verfolgungsmittel eingeschätzt, nicht akzeptiert oder unterstützt. Kein Mullah oder Rechtsgelehrter hat das Recht auf einen Richterspruch. Die Gewaltenteilung wird anerkannt.

6.        Muslimische Feiertage wie der Freitag oder Ramadan bleiben gegenüber den bestehenden offiziell nachrangig. Auf aggressive Demonstrationen des muslimischen Glaubens wird verzichtet: z.B. auf zentrale Minarette und Muezzinrufe. Im Staatsdienst wird kein Kopftuch oder ein vergleichbares Zeichen getragen

7.        Das Prinzip der Monogamie wird anerkannt. Ein Polygamer - auch wenn weitere Ehefrauen im Ausland leben - kann nicht eingebürgert werden. Homosexualität wird als Lebensform akzeptiert und nicht mit Strafe bedroht.

8.        Auf die Methode des Schächtens von Tieren wird verzichtet. Das Tierschutzgesetzt wird anerkannt. (Im Januar 2002 hat das BVG das Schächten unverständlicher Weise anerkannt.)

9.        Frauen werden nach dem Grundsatz der Gleichberechtigung behandelt, d.h. dass Mädchen zur Schule gehen, einen Beruf erlernen und ihn auch zu den in Deutschland üblichen Arbeitsbedingungen ausüben können. Mädchen können nicht gegen ihren Willen nach traditionellem Ritus an oft unbekannte Männer verheiratet werden.

10.    In der Schule wird allen muslimischen Kindern gestattet, normal und koedukativ am Schulleben teilzunehmen. Das betrifft insbesondere die Teilnahme an Ausflügen, Schwimmen, Turnen und dem Sexualkundeunterricht.

Schaffen wir mit so einer Liste jetzt Klarheit, sie führt zur Wahrheit. The first cut is the deepest! Fragen wir die Muslime, ob und wo diese Liste - als Gift-Liste verstanden - ihre Würde verletzt oder ob ein solcher Verfassungs-TÜV nicht doch eine gute Basis für Integration sei. Wir erwarten, dass sie sich offen dazu äußern. Nur mit klaren Positionen kann der Fremde ein Freund werden oder sich gegen eine Einwanderung entscheiden. Windelweiche Toleranz neigt dazu in Intoleranz umzukippen. Klare Positionen sind dabei nicht mit Vorurteilen zu verwechseln. Politische Vorurteile entstehen aus einer tiefsitzenden Angst vor dem Fremden, dem man sich selbst gegenüber schwach oder benachteiligt sieht und auf das alle eigenen Fehler und Schwächen projiziert werden (das Sündenbock-Phänomen). Diese Ängste sind der Bearbeitung und Argumentation nicht zugänglich. Reale politische Ängste dagegen sind auch andern nachvollziehbar. Sie sind der Bearbeitung zugänglich und ermöglichen politisch reflektiertes Urteilen. Wir müssen solche Realangst äußern dürfen, ohne von xenophilen Anwälten der " political correctness " mit dem Klebemärkchen "fremdenfeindlich" oder Schlimmerem mundtot gemacht zu werden. Es ist z.B. nicht „irrsinnig“, wenn sich ein Afrikaner in Hoyerswerda oder ein Deutscher inmitten einer PKK-Demonstration bedroht fühlt. Xenophilie und Xenophobie berühren sich erstaunlicherweise in einem Punkt: sie blenden beide bestimmte Teile der Realität aus, der Xenophobe die positiven Seiten, der Xenophile die negativen Teile des Fremden.

Jeder Moslem, Kind einer einst großen Kultur, der sich für unsere Demokratie entscheidet, macht sich heute los vom Mittelalter. Das mag wiederum Ängste verursachen, denn er bewegt sich geistig weg von seinen Leuten, traditionellen Arabern beispielsweise, denen in der Darstellung von Sándor Márai („Die Glut“) „der Akt des Tötens noch ganz nahe ist. Für sie ist Blut ein vertrauter Stoff, und auch das Blitzen des Messers ist etwas Natürliches, wie das Lächeln einer Frau, wie der Regen.“ So natürlich geschah auch das blutige Menschenopfer auf dem Altar der Twin Towers. Entziehen wir dem irren Fanatismus in unserm Land den Nährboden. Soweit das überhaupt noch möglich ist, weil wir zu lange „tolerant“ geschlafen haben. Dann müssen wir nicht mehr gegen die Angst ankämpfen, dass die freundlich angebotene Tasse Tee des schwarzbärtigen Nachbarn vielleicht unsere Henkersmahlzeit ist.

 

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